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Repräsentative Daten für Websites: der n-te Besucher
Rolf Pfleiderer
Methode: Automatische Zufallsauswahl der potentiellen Teilnehmer von WWW-Umfragen Das Problem der Ergebnisverzerrungen durch Selbstselektion der Teilnehmer bei WWW-Umfragen kann auf einfache Art gelöst werden: Ein Softwareprogramm sorgt dafür, daß jeder n-te Besucher einer Website den Fragebogen automatisch zugespielt bekommt. So kann zum Beispiel auch die Ausschöpfung der (statistisch sauberen) Stichprobe angegeben werden. Der Vorgang ist so üblich wie unrühmlich: Ein Unternehmen oder eine Institution hat mit erheblichem Aufwand einen eigenen Internet-Auftritt entwickelt. Die ständige Pflege der Website sowie die Bearbeitung von Rückmeldungen kosten weiter täglich Geld und Zeit. Daß Zugriffe auf die Website erfolgen und wieviele es sind, sieht man. Aber wer greift zu? Sind es immer dieselben Personen? Sind es »nur« Studenten? Mit welchen Motiven? Aus welcher Stadt, welchem Land? Also fügt man seiner Website flugs einen Fragebogen hinzu, weist schon auf der Home-page darauf hin, verspricht (vermeintlich) attraktive Gewinne unter allen Teilnehmern auszulosen und kann schon nach kurzer Zeit stolz eine mindestens vierstellige Zahl von »Interviews« präsentieren. So weit, so schlecht. Beteiligt haben sich an der »Umfrage« solche Besucher der Website,
Nicht oder völlig unterproportional beteiligt haben sich solche »Besucher«, die für die meisten Websites die interessantesten sind: jene, die wissen, was sie wollen; die (noch) keine Affinität zum jeweiligen Unternehmen bzw. zur jeweiligen Institution haben; die sich nicht für die Gewinne interessieren; die wenig Zeit, dafür aber meist ein größeres verfügbares Einkommen haben, und so weiter. Im Hinblick auf eine Reihe besonders interessanter Merkmale ist die geschilderte »Website-Analyse« also in keiner Weise repräsentativ. Und das besondere Übel: Niemand weiß, welcher Teil quantitativ wie qualitativ der tatsächlichen Besucher überhaupt vertreten ist. Die Chance, aufgrund solcher Ergebnisse völlig falsche Schlußfolgerungen für das eigene Marketing oder auch nur die Überarbeitung der eigenen Website zu ziehen, ist außerordentlich groß. Das Problem kann bewältigt werden, indem das Prinzip der Selbstselektion gutwilliger »Besucher« ersetzt wird durch deren gezielte Auswahl nach einem Zufallsverfahren. Eine Möglichkeit: Das Programm »N-Request« wird auf der Homepage und/oder gezielt ausgewählten Seiten der entsprechenden Website installiert. Jeder Besucher, der eine dieser Seiten in seinem Browser auf dem Bildschirm sichtbar macht, wird gezählt. Jedem »N-ten« wird statt dieser Page die »Survey Request Page« gezeigt, die ihn um Teilnahme an einer (möglichst) kurzen Befragung bittet, das Vorhaben erläutert und eventuell auch ein kleines Incentive anbietet. Auf jeden Fall wird dem Empfänger deutlich gemacht, daß er ein »Auserwählter«, ein wichtiger Informant ist. Auch Verweigerer werden registriert Die »Survey Request Page« bietet selbstverständlich auch die Möglichkeit, nicht an der Befragung teilzunehmen, zum Beispiel weil der Nutzer
Nach Bearbeitung des Fragebogens wird der Teilnehmer direkt auf seine ursprünglich angewählte Seite geleitet. Das Resultat dieses Verfahrens: Für die Besucher einer Website sind die Ergebnisse repräsentativ zumindest kann die Ausschöpfung der Stichprobe angegeben werden. Statistisch gesehen dürften diese Ergebnisse meist »repräsentativer« sein als jene Daten, die etwa zu den Lesern bestimmter Fachzeitschriften mit konventionellen Methoden erhoben werden.
Rolf Pfleiderer studierte Soziologie und Germanistik, seit 1989 ist er Geschäftsführer Infratest Burke Kommunikationsforschung
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