Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung - D.G.O.F. e.V. i.G.
 
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Online: Medium der Befragten und Medium der Befragung Eine arbeitssoziologische Untersuchung mit, über und mit Hilfe des Internet

 
Sabine Pfeiffer
 
Karlsplatz 3/1
89073 Ulm
T.: ( 0731 ) 6 47 94
F.: ( 0731 ) 6 65 26
sabine.pfeiffer@medizin.uni-ulm.de
 
Stichworte: Information-Broking, Arbeitshandeln, Internet-Arbeitsplätze
 
Online- und Internet-Forschung beschäftigt sich bislang überwiegend mit Studien zum Nutzungsverhalten oder zu Marketingaspekten. Dabei liegt der Schwerpunkt meist auf der Nutzung des Mediums in Freizeitzusammenhängen, z.B. bei Untersuchungen zu sozialen Beziehungen in Mailinglisten oder MUDs; zur net addiction oder geschlechtsspezifischen Unterschieden im Mediennutzungsverhalten. Online-Befragungen aus arbeitssoziologischer Perspektive stellen jedoch noch eine exotische Ausnahmeerscheinung dar. Die Autorin wird in ihrem Beitrag die Ergebnisse einer Studie darstellen, in der Online nicht nur als medientechnisches Vehikel der Befragung diente, sondern gleichzeitig als das Arbeitsmedium der Befragten. In der Untersuchung wurden 70 Information-BrokerInnen befragt, wobei der besondere Fokus der Untersuchung auf dem Arbeitshandeln der Befragten in der virtuellen Welt gelegt wurde.
M.W. zum ersten Mal stand damit im Mittelpunkt einer arbeitssoziologischen Studie eine Berufsgruppe für die das Internet ein Arbeitsmedium aus Anwendungssicht und nicht, wie z.B. bei Web-DesignerInnen aus Programmier-Perspektive, darstellt.
Durch multivariate Analyseverfahren konnte u.a. gezeigt werden, daß Information-BrokerInnen für ein souveränes und effektives Navigieren im Internet und in kommerziellen Online-Datenbanken eine spezifisches Kompetenzbündel - in der Arbeitssoziologie bekannt als Konzept des subjektiverenden Arbeitshandelns (Böhle) - aufweisen, das bislang nur Arbeitshandeln im produktiven Bereich zugesagt wurde. Dazu gehören neben reinem Fach- und Anwendungswissen Aspekte, wie: gefühlsgeleitete Suche; assoziatives, bildhaftes Denken oder eine emotionale, empathische Beziehung gerade auch zu technischen Gegenständen. Intuition und detektivisches Gespür werden von den befragten Information-BrokerInnen als Kompetenzen beschrieben, die für ein effektives Bewegen in der virtuellen Welt unerläßlich sind. Rudi Schmiedes These eines völligen 'Eintauchens' in die virtuelle Welt, in der die Handelnden sich zum Objekt der (daten-) technischen Bedingungen machen, kann damit - zumindest für den Bereich beruflichen Handelns im Internet - als widerlegt gelten. Darüber hinaus geben die Ergebnisse interessante Hinweise zur Zukunftseinschätzung der Befragten zu ihrem eigenen 'Berufsstand', was z.B. die weitere Entwicklung des WWW oder eine potentielle Automatisierung des Information-Brokings durch Intelligente Agenten angeht.
  


 
 
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