Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung - D.G.O.F. e.V. i.G.
 
GOR 98
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Zur Bedeutung der psychischen Präsenzzeit bei der Rezeption von Online-Medien

 
Herbert A. Meyer
 
Fachbereich 03 Psychologie
Universität Gh Kassel
Holländischer Platz
34109 Kassel
T.: ( 0561 ) 8 04 35 92
F.: ( 0561 ) 8 04 35 86
hameyer@hrz.uni-kassel.de
 
Stichworte: Zeitwahrnehmung, Online-Medien, Mediennutzungsverhalten
 
Zwei Zeitfacetten dürften Online-Nutzern vertraut sein. Einerseits kann der Rezeptionsakt als fesselnde Tätigkeit erlebt werden und man ist im nachhinein erstaunt, wie schnell die Zeit vergangen ist. Andererseits kann das Zeitempfinden arg verlangsamt werden, insbesondere dann, wenn angewählte Dateien nicht "schnell genug" geliefert werden. Beide Zeitwahrnehmungen beeinflussen das Navigationsverhalten vermutlich nachhaltig. Doch woran liegt das?
Um probeweise eine Antwort zu finden, werden in dem Vortrag in einem ersten Schritt ausgewählte Theorien und Befunde zur Zeitwahrnehmung zusammengetragen. Aus der Forschung zur Mensch-Computer Interaktion sind die Bedingungen bekannt, unter denen Wartezeit zu psychischen Beanspruchungen führt; auch für die angedeutete Kurzweil gibt es plausible Erklärungen.
In einem zweiten Schritt soll dann der Blick auf den Begriff "psychische Präsenzzeit" gerichtet werden. Dieser Begriff, Ende des 19. Jahrhunderts von William Stern in den Diskurs der wissenschaftlichen Psychologie eingeführt, rekurriert auf die subjektive Gegenwart und faßt diese als eine in ununterbrochener Verschiebung befindliche kleine Zeitstrecke auf. In den letzten Jahrzehnten wurde dieser Gedanke von Ernst Pöppel als sogenannte Drei-Sekunden-Segmentierung des Erlebens neu aufgegriffen und mit einem universalen, zeitlich begrenzten Integrationsmechanismus des Gehirns begründet. Untermauert wird diese Annahme durch empirische Evidenz in unterschiedlichen experimentellen Paradigmen in unterschiedlichen Bereichen.
In Anlehnung an gedächtnistheoretische und neuropsychologische Überlegungen wird dann in einem dritten Schritt eine modellhafte Skizze dieses als kognitive Rahmenbedingung angenommenen Zeitfensters entworfen, die es erlauben soll, den Begriff psychische Präsenzzeit für die Erforschung des Nutzungsverhaltens bei Online-Medien fruchtbar zu machen.
Es werden erste Ergebnisse eigener laborexperimenteller und internetbasierter Studien, die den Zusammenhang Präsenzzeit/Online-Rezeption untersuchen, präsentiert.
  


 
 
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