Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung - D.G.O.F. e.V. i.G.
 
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Antwortverzerrungen bei Online-Befragungen

 
Ulf-Dietrich Reips
 
Psychologisches Institut
Universität Zürich
Attenhoferstr. 9
CH-8032 Zürich
T.: +41 1 634 29 30
ureips@genpsy.unizh.ch
 
Stichworte: Antwortverzerrung, Online-Befragung, Antwortskala
 
Mit der zunehmenden Popularisierung des World Wide Web (WWW) begann auch die Nutzung dieses Kommunikationsmediums als Datenquelle in Wissenschaft und Marktforschung. Neben non-reaktiven Datenerhebungsverfahren haben sich die Methoden des Web-Experiments und der Online-Befragung etabliert. Besonders die letztgenannte Methode nutzt als Maß für Nutzerverhalten (also zum Beispiel Einstellungen, Meinungen und Produktpräferenzen) die Auswahl einer Antwort auf einer mehrstufigen Skala. Wegen der Analogie zu Offline-Befragungen ist zu vermuten, daß bei diesem Maß die Gefahr von Antwortverzerrungen besteht.
Form und Anreizcharakter von Antwortskalen sind abhängig von dem Medium, in dem sie dargeboten werden. Das WWW bietet eine Palette von Möglichkeiten, Antwortskalen zu konstruieren. Dabei können die Skalen solchen aus Papier-und-Bleistift-Untersuchungen sehr ähnlich sein. Sie können aber auch, beispielsweise in Form von "Pop-up-Menüs", ganz anderen Charakter annehmen.
Ein Ziel der vorgestellten Untersuchung ist es festzustellen, ob Oberflächeneigenschaften von WWW-typischen Antwortskalen zu Antwortverzerrungen führen können.
Bestimmte antwortverzerrende Einflüsse werden in der Literatur als unabhängig von der Untersuchungsmethode identifiziert. Beispielsweise konnten Schwarz, Bless, Bohner, Harlacher und Kellenbenz (1991) zeigen, daß die vorgegebene Kategorisierung innerhalb des Antwortbereichs sowohl in Papier-und-Bleistift-Studien als auch in Telefonbefragungen das Antwortverhalten beeinflußt.
Zweites Ziel der vorgestellten Serie von Experimenten ist es dementsprechend, diesen und andere einschlägige Effekte (Fragenreihenfolge, Skalenpolarität) bei Antwortskalen zu replizieren, die von Versuchspersonen im WWW ausgefüllt werden.
Die Bedeutung der Ergebnisse wird im Hinblick auf Qualität und Design von Befragungsinstrumenten und Antwortskalen allgemein und speziell im WWW diskutiert.
 
Literatur:
Schwarz, N., Bless, H., Bohner, G., Harlacher, U., & Kellenbenz, M. (1991). Response scales as frames of reference: The impact of frequency range on diagnostic judgements. Applied Cognitive Psychology, 5, 37-49.
  


 
 
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